Volkszählung

Volkszählung
1. Begriff: Statistische Erfassung der  Bevölkerung (Umfang und Struktur) eines Staates im Wege der  Vollerhebung, gemäß Empfehlung der Vereinten Nationen etwa alle zehn Jahre uz führen, in Deutschland zuletzt 1987. Es wird eine Umstellung auf Auswertung von Verwaltungsregistern erwogen.
- 2. Geschichte: V. waren Grundlage zu ersten statistischen  Erhebungen über Wehrfähigkeit, Steuerkraft u.Ä.; überliefert sind Methoden und Teilergebnisse von V. in Ägypten 3.000 v. Chr., Griechenland 850 v. Chr., Rom 566 v. Chr. Im deutschen Mittelalter fanden keine V. statt, von einzelnen Kirchen-, Städte- und Zunftzählungen abgesehen. Seit dem 19. Jh. werden in den meisten deutschen Ländern regelmäßigen Zählungen durchgeführt, 1871 erstmalig für alle Länder des Deutschen Reiches. Im Bundesgebiet wurden 1950, 1961, 1970 und nach Verabschiedung des Volkszählungsgesetzes zuletzt 1987 V., jeweils zusammen mit einer  Arbeitsstättenzählung, durchgeführt.
- 3. Technik: Die Zählung erfolgt mit  Stichtag um 0 Uhr (zur Ausschaltung bzw. Erfassung von Geburten und Sterbefällen) durch bes. geschulte Zähler für je einen Zählbezirk (ca. 50 Haushalte). Fehlerquellen durch bewusst oder unbewusst falsches Ausfüllen (z.B. Verschweigen unehelicher Kinder) werden weitgehend durch Kontrollfragen oder maschinelle Nachprüfung durch Plausibilitätskontrollen ausgeschaltet. Grundsätzlich gilt die Wohnbevölkerung als Grundlage statistischer Berechnungen. Diese weicht jedoch u.U. von der der gleichzeitig erfassten ortsanwesenden Bevölkerung ab (z.B. ergab sich 1933 eine Abweichung der ortsanwesenden Bevölkerung von +117.400 (+0,18 Prozent). Gelegentlich wurden Personen am Ort ihres vorübergehenden Wohnens erfasst (1946 wegen Evakuierung und Massenflucht).
- 4. Erfassungsmerkmale: V. erfassen bevölkerungsstatistische und erwerbsstatistische Merkmale in tiefer fachlicher und regionaler Gliederung. Nachfolgende Stichprobenerhebungen, bes. der  Mikrozensus, und die laufende Fortschreibung des Bevölkerungsstandes sowie die Bevölkerungsvorausberechnungen basieren auf den Ergebnissen der V. Als wichtigste demographische Grunddaten werden Geschlecht, Alter, Familienstand, Religionszugehörigkeit, Staatsangehörigkeit und die überwiegende Quelle des Lebensunterhalts erfasst. Zu den erhobenen erwerbsstatistischen Daten gehören die Beteiligung am Erwerbsleben, der überwiegende Lebensunterhalt, Wochenarbeitszeit und Pendelverhalten, sowie die Art und Dauer der Ausbildung.

Lexikon der Economics. 2013.

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